steinkreuz zersen andere seite
standort detail hinweistafel

Hessisch Oldendorf, OT Zersen, Lkr. Hameln-Pyrmont, A: ca. 1,2 km nördl. vom Ort, 150 m vom Wanderparkpl. nahe der Pappmühle am Weg zur Baxmannbaude und Hohenstein, ‘Riddekreuz’                

Obertägige Maße: Höhe 1,40 m, Br. 0,82, T. 0,23, das Steinkreuz lat. Form aus Wesersandstein weist abgeschrägte Kreuzarmoberseiten, wohl durch Abwetzen mittelalterlicher Hieb- und Stichwaffen entstanden; reparierte Bruchstelle im unteren Schaftteil mit Bandeisen gesichert; Vorderseite Inschrift in unterschiedlichen Buchstabengrößen eingerillt (Verf.): ‘AM. 8. JANV / ARII.ANO / DONI / 1584 / AVF.DIESER. STELLE / DES WOLGEBORNEN HERN / HERN ADOLFEN GRAVEN / ZV HOLSTEIN. SCHAUMBURG / VND STERNE BERG HERN ZV / GEMEN. REI / SIGER KNECHT / HANS RIDDE / VON EINEM / WILDEN. SCH / WEINE GE / TÖDET WORDEN’ (Am 8. Januar 1584 ist an dieser Stelle des Wohlgeborenen Adolf zu Schaumburg Reisiger Knecht Hans Ridde von einem Wildschwein getötet worden)

während einer Wildschweinjagd des Grafen Adolf XI am Hohenstein stellte hier die Meute eine kleines Rudel Sauen; der mit einer *Saufeder bewaffnete Knecht Hans Ridde wurde plötzlich von einem mächtigen Keiler aus dem Unterholz angegriffen, wobei es ihm nicht gelang den Spieß zu Verteidigung einzusetzen; die Hauer bohrten sich in seinen Unterleib, worauf er noch am Platze verstarb; das Geschehnis ereignete sich drei Tage vor seiner geplanten Hochzeit mit der Bauerntochter Else Wessel, die noch am Tage des Unglückes verschwand und nicht mehr gesehen wurde; Überlieferungen zufolge soll sie in der nahen Weser den Freitod gesucht haben (Verf.)

*Saufeder: kurzer Spieß mit breiter Klinge, mittelalterliche Jagdwaffe zum Erlegen gestellter Wildschweine

Quellangaben: Lit.: 1. Werner Müller-E. H. Baumann, Kreuzsteine und Steinkreuze in Niedersachsen, Bremen und Hamburg, Hameln 1988, S. 133-134 m. Abb. Nr. 3821.3, daraus: 2. B. Flemes, Niedersachsen, Ein Heimatbuch, Leipzig 1915, S. 102, 3. F. H. Hesse, Führer durch Hannover Stadt und Land, o.J., S. 146-147, 4. N. Heutger, Schaumburger Mordkreuze, Archiv AGD Niedersachsen, Elze 1983, 5. A. Hoffmann, Die mittelalterlichen Steinkreuze, Kreuz- und Denksteine in Niedersachsen, Hildeheim/Leipzig 1935, S. 4, 25, T. VIII, 6. A. Ostermeyer, Denk- und Kreuzsteine, 1978, 7. O. E. v. Sosen, Kreuzsteine am Weg im Calenberger Land, Springe 1974, S. 21-22, 8. H. Viebrock, Kreuzsteine in Niedersachsen, Bremen 1908, S. 237

detail absturzkante
ricke stein
standort

Zersen B: ca. 1,5 km östl. des markanten Aussichtspunktes Hohenstein an der Abbruchkante nahe des Kammweges zum Süntelturm, ‘Rickestein’

Maße: Höhe 0,75 m, Br. 0,65, T. 0,50, der rundliche, auf Bruchsteinfundament vermauerte Findling aus Granit erinnert an einen tragischen Unglücksfall im Jahre 1956; er zeigt die eingetiefte und mit schwarzer Farbe nachgezeichnete Inschrift:                                                                                                                                        ‘Wanderer / hab acht ! / an dieser Stelle / verunglückte unser / Kind-Renate Ricke / Hamburg / * 30. 11. 1943 + 28. 8. 1956’

aus einem Zeitungsartikel der DEWEZET vom 29. August 1956 (Deister-Weser-Zeitung) gehen folgende Informationen hervor: ‘Tödlicher Sturz vom Hohenstein, Zwölfjährige Hamburgerin fiel über zwanzig Meter in die Tiefe, zwei Mädchen einer Hamburger Volksschulklasse auf Klassenfahrt zum Hohenstein bei Hessisch Oldendorf lösten sich von der aus etwa 30 Kindern bestehenden Gruppe und traten hart an die Abbruchkante nahe des Kammweges heran; plötzlich kam R. Ricke auf dem nassen Boden ins Rutschen, hielt sich noch kurz an ihrer Kameradin fest und stürzte in die Tiefe; sie erlitt einen Schädelbasis- sowie einen Wirbelsäulenbruch und war auf der Stelle tot’   

Quellangaben: Lit.: DEWEZET, Artikel v. 29. 8. 1956

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