b. losch 1981

Rottenburg am Neckar, OT Wendelsheim, Lkr. Tübingen, nordwestl. Ortsrand, westseitig 'Ob. Dorfstraße' Richtung Oberndorf, kleine Anlage zwischen der Einmündung 'Weinbergstraße' und den Sportplätzen, 1 Bildstock, 2 Steinkreuze, Benennung: 'Pfaffensteine'

Obertägige Maße: (aktuell nicht bekannt)

Ang. Lit. B. Losch, 1981: 'Standort: TK 7419 Herrenberg R 95200 H 74600. Links am alten Weg nach Oberndorf am westlichen Ortsende, obere Dorfstraße gegenüber Haus 29, bei einem Bildstock von 1808. Neuaufstellung ca. 1955. Früher standen die Kreuze weiter hangabwärts und daneben ein 'Jud', ein einfacher Stein (der jetzt vergraben ist). (Nummerierung von links nach rechts). Beschreibung: Bei (IX) auf dem Kopf runde Vertiefung und Verwitterungsrille, Armoberseiten ausgeschliffen; Armenden leicht beschädigt. Bei (X) Kopfende schräg nach rechts abgeschlagen; rechte Armoberseite stark abgetragen und ausgeschliffen. Maße: (IX) Höhe 1,0 m, Br. 0,75, T. 0,23, (X) 1,10 m, Br. 0,90, T. 0,30, Form: (IX) Tendenz zu breiten Flächen, Querbalkenlänge und -ansicht betont. - (X) Flächen breit; Querbalkenlänge und -ansicht betont. Datierung: ca. 15. /16. Jh. Die Kreuze könnten mit zwei Jahrstiftungen (1464 und 1565, die jüngere für einen erschlagenen Wendelsheimer Kaplan) und einem Sühnevertrag von 1514 mit Steinkreuz-Verpflichtung in Zusammenhang stehen (vgl. Übersicht). Volkstümliche Überlieferung: Hier sei einer erschlagen worden (A. Birlinger, 1862). Ein Pfarrer von Oberndorf sei hier erschlagen worden. Flurname und Benennung: 'Pfaffenkreuze' (Oberamts-Beschreibung Rottenburg, 1899).
Übersicht: ...Zwei Jahrtagsstiftungen von 1464 und 1565 in Wendelsheim (Gemeinde Rottenburg), eine zu Rechten einer Tübinger Witwe mit Kind, die andere ausdrücklich wegen eines begangenen Totschlags an 'Jung Hanß Hartmann dem Köplin', lassen ihre Herkunft aus Sühneverträgen möglich erscheinen (E. Schorp, 1953), denn jährliche Seelmessen gehören ebenfalls zu den üblichen Aussöhnungs-Auflagen. (Textkopie B. Losch, 1981)

Ang. B. Losch, 1968: 'Sühneverträge, die ein steinernes Kreuz verlangen, sind in Baden-Württemberg bis in die zweite Hälfte des 16. Jh. belegt: u. a. 1514 Wendelsheim Krs. Tübingen (Quelle: H. Jänichen: Schwäbische Totschlagsühnen, S. 133, Nr. 9) (Textkopie B. Losch, 1968)

'Am Ortseingang sehen wir rechts neben einer alten 'Grub (Ruh-) bank' noch zwei mittelalterliche Sühnekreuze zwischen einem barocken Bildstock. Ein Kreuz erinnert vermutlich an den dort erschlagenen Wendelsheimer Kaplan Jung Hanß Hartmann, für den 1565 eine Sühnestiftung eingerichtet wurde. Das zweite Steinkreuz könnte mit dem Mord eines Mannes 1504 durch zwei Brüder zusammenhängen. Laut einer alten Erzählung sollen hier aber zwei Geistliche erschlagen worden sein und die Flur heißt bis heute 'Pfaffenkreuze'.  (Textauszug, Quelle: ...tagblatt-anzeiger.de/Nachrichten/Hinaus-ins-Gruene-Rundwanderung-zum-verwunschenen-Maerchensee, Aufsatz v. 7. 9. 2016)

Quellangaben: Lit.: 1. Bernhard Losch, Sühne und Gedenken - Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981, S. 280/282-283, Rottenburg am Neckar IX, X, Stadtteil Wendelsheim (Abb. 482, S. 61) Kopie, daraus: 2. Anton Birlinger, Sagen, Märchen, Volksaberglauben, Bd. II, Sitten und Gebräuche, Freiburg i. Br. 1862, S. 172, 3. Erich Schorp, Wendelsheimer Heimatchronik, Rottenburg 1953 u. Die Wendelsheimer Pfaffenkreuze in neuer Sicht,  in: Hohenberger Warte (Beil. zur Rottenb. Post 8), 1961, Nr. 6, 4. Oberamts-Beschreibung Rottenburg, Stuttgart 1899, S. 556; 5. B. Losch, Steinkreuze in Südwest-Deutschland, Volksleben, Bd. 19, Tübingen 1968, S. 63

Internet: 1. ...tagblatt-anzeiger.de/Nachrichten/Hinaus-ins-Gruene-Rundwanderung-zum-verwunschenen-Maerchensee- vom 7. 9. 2016, daraus: Textkopie

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