claes kley stein andere seite
standort drachenschlucht

Eisenach (kreisfr.), OT Mariental (Südviertel Eisenach), ‘Drachenschlucht’, ostseitig 30 m oberhalb der B 19 in Richtung ‘Hohe Sonne’, ca. 800 m südl. des Abzweiges zur Sängerwiese von B 19 (Wanderweg) bzw. vom Beginn der Steigung in die Drachenschlucht, Teich, ‘Cläs-Kley-Stein’

Obertägige Maße: Höhe 1,65 m, Br. 0,58, T. 0,12, die stelenartige Sandsteinplatte mit ersetztem Fußteil zeigt auf der Ansichtsseite, auf geglätteter, gerahmter Fläche nachstehende Inschrift (Relief); Rückseite, grob gehauene Umrandung, seitlich versetztes langschaftiges Kruzifix, links daneben kniender Adorant (meist die zu Tode gekommene Person), darüber rechts und links des Kreuzstammes eingerillte Inschriften (Verf.)

Textauszug von Hugo Peter, Beiträge zur Geschichte Eisenachs, 1906, S. 33-35, ‘4. Der Cläs-Kley-Stein’:

Zwischen Eisenach und der Hohen Sonne, in der Nähe des Kilometersteins 4,0, steht am Fußweg ein altersgraues Denkmal. Im Volksmunde heißt es der Cläs-Kley-Stein. Viele wissen über dessen Bedeutung zu erzählen, wenige aber nur berichten die Wahrheit, trotzdem die Inschrift des Steines genaue Auskunft bietet. Die Worte sind jedoch nicht mühelos zu entziffern. Die Schnörkel der gotischen Buchstaben schlingen sich ineinander und die erhabenen Schriftzeichen sind schon etwas verwittert. Leider haben auch rohe Hände den Stein arg beschädigt. Die Inschrift lautet: ‘Der Achtbare vnd fuersichtige / Herr Nicolas Kley der Elter / furstl. Sechs. Verwalter, ist / auf Mitwochen den VIII. Jany / arii anno MDCXVII morgens / vmb VIII vhr alhie auf furstllich: Leib / Kutschen farend von der hand des / Herrn gnedig gerühret worden vnd / in Christo sanft vnd selig vorschieden, / seines alters LXIII Jahre VIII. monat / III. Wochen. Sein Cörper liegt zu / Eissenach auf dem Gottesacker be / graben, dem Gott am jüngsten tag / ein fröhliche Auferstehung verleihen wolle. / Sirac. XXXVIII. / Gestern wars an mir, heute ists an dir / Memento mori (bedenke das du sterblich bist)

Ein ovales Schild am Fuße des Denkmals trägt eine Hausmarke, zweifelsohne diejenige Kleys. Auf der dem wege abgewandten Seite des Steines ist Jesus am Kreuze dargestellt. Links daneben kniet eine betende Frauengestalt. Leider ist der Kopf derselben ganz verstümmelt. Auch einige Teile der hier angebrachten Inschrift hat der Mutwille zerstört. Die Ergänzung des Fehlenden in der folgenden Wiedergabe ist der Güte des Herrn Professor Dr. Oesterheld in Eisenach zu danken. Im Halbkreis über dem Bildwerk liest man die Worte: In monitione Nicolai Kleien senioris. (Zur Erinnerung an Nikolaus Kley den Aelteren). Auf der Fläche zu beiden Seiten des Gekreuzigten stehen die Distichen: Ehev, mortali qvam nvlli constat in orbe / Qvo sibi sint tandem fata obevnda loco / Nicoleis Klei hoc monstrat migrabat in urbem / Isthoc qvem rapvit mors inopina loco / Spectat et expectat lethvm sic vndique natos / Expectemus idem nos vbicnque svmus / Mnemeion qvi defvncti fveramus amici / Hoc svadet pietas vt faciamus ei. (Ach, kein Einziger weiß auf der Welt von den Sterblichen allen. Wo er schließlich einmal wird von dem Schicksal ereilt. Dies zeigt uns Nikolaus Kley, der, als er herein in die Stadt zog, hier, wo wir stehen, verschied, unvermutet und schnell. Ganz so schaut auch nach uns der Tod und jederzeit droht er. Seien darum auch wir überall auf ihn gefaßt. Zum Gedächtnis an den, der hier starb, ist der Stein hier errichtet. Von uns, die ihn geliebt, die ihn Freund einst genannt.)

Die beiden Formen ostat und Mnhmeion, welche sich auf dem Denkmal vorfinden, sind zweifellos der Unachtsamkeit des Steinmetzen zur Last zu legen. Das Bildwerk ist erhaben, die Schrift vertieft gearbeitet. Unter der linken Hälfte der letzten Zeile ist das Steinmetzzeichen angebracht (Querstrich mit kurzem Strich in der Mitte nach oben). Noch sind einige Zeichen zu erwähnen, die sich auf dem Kreuzstamm eingegraben finden. Es dürften wohl die Anfangsbuchstaben der Namen derer sein, die den Denkstein errichten ließen, sowie die Zeitangabe seiner Aufstellung. Die obersten, von einem Kranze umrahmten Initialen sind ohne Frage zu ergänzen in Johann Ernst, Herzog zu Sachsen; für die übrigen darunter folgenden fehlt die Deutung. Das Datum lautet: VI Jul. 1620. Das Eisenacher Kirchenbuch bietet zu der vorstehenden Mitteilung noch die Ergänzung 1617. Veneris 10. jan. Begraben: Herr Nikolaus Kley senior. Die Knaben (des Singchores) alle und das gantze geleut gehabt

der Waldweg oberhalb an der Ostseite der heutigen B 19, am nördl. Eingang in die Drachenschlucht steil bergauf, ist im Grunde eine späte Zustrecke der sog. ‘Hohen Straße’, in diesem Bereich auch ‘Weinstraße’ (=Wagen) genannt, die im Mittelalter Hessen über Thüringen mit Sachsen verband (Messestädte Frankfurt-Leipzig) - kaum vorstellbar, dass hier auf der beschwerlichen Passage durch die Drachenschlucht einst Fuhrwerke frequentierten (Verf.)

Wir wiesen schon auf die Stelle in Johannes Rothes Chronik hin, wo zum Jahre 1258 vom Weg „kegen Francken“ durch das heutige Mariental am Fuße des Rudolfsteins die Rede war. Dieser Weg ging von der Zwölfmännerbuche schräg den Hang hinab und verlief dann wenig oberhalb der heutigen B 19. Hier sind auf der ganzen Strecke die alten Wegerinnen zu verfolgen. Man erkennt sie vor allem, wenn man den heutigen Fußweg oberhalb der Straße benutzt. Schon bei Johannes Rothe, er schrieb Anfang des 15.Jahrhunderts, war vom „Gehauenen Stein“ die Rede. Dieser Name weist auf bewußten Ausbau dieses Weges hin, wobei allerdings der heutige Fußweg über dem „Gehauenen Stein“ die alte Trasse war, die insbesondere im unteren Abschnitt noch recht steil und damit schwierig war. Im Jahre 1617 ereilte auf dieser Straße den herzoglichen Kanzler Cläs Kley der Schlag, der hier mit einer Staatskarosse fuhr.
...via-regia.org-via-regia-geschichte-einzelthemen-thueringen-eisenach1

Quellangaben: Lit.: Hugo Peter, Beiträge zur Geschichte Eisenachs, 1906, S. 33-35, 4. Der Cläs-Kley-Stein, in: Internet: 1...archive.thulb.uni-jena.de; 2. ...via-regia.org-s.o.

c.2016 www.kreuzstein.eu