quelle: gemeinde lisberg

Lisberg, Lkr. Bamberg, südöstl. vom Ort im Wald, am alten Ortsverbindungsweg Frenshof-Kolmsdorf, an der Gemarkungsgrenze zu Walsdorf (günstig erreichbar: vom südwestwärts aus Kolmsdorf führenden 'Buchgrabenweg' zweigt rechts ein Weg ab, der am Südrand einer Wohnsiedlung Richtung Westen zieht und ca. 700 m nach den letzten Anwesen den Standort am Weg erreicht), Kreuzstein

Obertägige Maße: (aktuell nicht bekannt), rechteckige Sandsteinplatte mit linear eingetieften lat. Balkenkreuz über die gesamte Fläche mit dem Schriftzug 'Gott ist liebevoll' (spätere Zugabe), oberer Winkel rechts ein achtspeichiges Rad im Relief (*Richtrad), oberer Winkel links eine ausgehauene spitzbogig abschliessende Ädikula, unterer Winkel links vermutlich linear eingetiefte *Pflugreute (Verf.)

*Pflugreute (Schöffenzeichen)
Pflugteile wie Pflugschar, Pflugsech und Pflugreute sind bäuerliche Berufs- und Standeszeichen, die z.B. schon in der Heidelberger Bilderhandschrift des Sachsenspiegels zu sehen sind (um 1300). Derartige Darstellungen kommen ab der Spätgotik auf Kreuzsteinen und Steinkreuzen vor, aber auch als Haus- und Hofzeichen an Gebäuden, auf Grenzsteinen eines Bauernwaldes, auf sog. Bauernsiegeln und auf Gebets- und Grabsteinen von Bauern und auch von Schmieden. Weil das Sühnebrauchtum (Verträge) erst ab dem 14. Jh. einsetzte, müssen solche Darstellungen zwangsläufig ursprünglich eine andere Bedeutung besessen haben bzw. ist es falsch, wenn die Volkskunde diese Zeichen ohne Belege 'automatisch' mit 'Sühne' in Verbindung bringt. Zu dieser Promblematik ist aufklärend anzufügen, daß z.B. diese Darstellungen ab dem 12. Jh. auf Zentgerichtskreuzen an den Zentstühlen der hochstift-würzburgischen Zenten (Karlsberg, Donnersdorf, Eltmann) auftreten und von daher mit Gerichtsbarkeit zusammenhängen müssen. Da Zentgerichte bekanntlich Schöffengerichte waren, kann davon ausgegangen werden, daß Darstellungen von Pflugteilen Zeichen bäuerlicher Schöffen sind (Verf. frei nach S. Altensleben)

*Richtrad (Warnzeichen)
Diese Darstellung im Bezug auf das lat. Kreuz und der Pflugreute ist mit großer Wahrscheinlichkeit als Richtrad zu deuten, ein Gerät, das bei der Ausführung der grausamen mittelalterlichen Todesstrafe des Räderns zur Anwendung kam (Verf. frei nach wikipedia.org-wiki-Rädern)

Bezüglich dieser Hintergründe kann vermutet werden - der Kreuzstein ist ein alter Gerichtsstein an der wichtigen Altstraße entlang der Gemarkungsgrenze, auf dessen Gerichtsfriede das lat. Balkenkreuz hinweist. Er zeigte ursprünglich ein altes Straßengericht der ansässigen Grundherrschaften an, deren Teilnehmer bäuerliche Schöffen waren. Das Richtrad warnte eindeutig vor der Todesstrafe des Räderns für Kapitalverbrechen wie z. Beispiel Friedesstörung, Totschlag und schwerer Diebstahl (Verf. frei nach S. Altensleben) 

Quellangaben: Lit.: 1. Stephan Altensleben, Rätselhafte Steinkreuze - Die Entdeckung ihrer wahren Bedeutung, Langenweißbach 2023, Internet: 1. wikipedia.org-wiki-Liste der Steinkreuze im Landkreis Bamberg: Kreuzstein Lisberg, Kreuzstein mit Einritzungen, Sandstein, 115:92:22 (o.F.), 2. module.tourinfra.com-burgebrach-details: Gemeinde Lisberg, Zum Radstein Wandern m. Foto (Kopie, bearb.)

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