urheber g. mueller-h. quietzsch 1977

Altenberg (Erzgeb.), OT Fürstenwalde, Lkr. Sächsische Schweiz - Osterzgebirge, A: ca. 1,4 km nordnordöstl. des Ortes, ca. 200 m östl. der Straße nach Liebenau (‘Hauptstraße’), in freier Feldflur (ca. 300 m südl. des Abzweiges ‘Alte Dresden - Teplitzer Poststraße’ von der heutigen Straße nach Liebenau, nahe südöstl. eines Feldweges), Steinkreuz, Benennung: ‘Leichenstein’

Obertägige Maße: (aktuell unbekannt), breitflächiges Steinkreuz lat. Form aus Sandstein mit etwa geradlinig verlaufendem Schaft, jedoch Kopf und Arme nach außen verbreitert, am Kopf die eingehauene Jahreszahl ‘1622’, darunter ‘G S’ (interpunktiert, evtl. eine spätere Zugabe, Verf.), darunter eine linear eingetiefte Schere (Verf.)

Ang. Lit. G. Müller-H. Quietzsch, 1977:

Nordnordöstlich vom Ort, östlich der Alten Dresdner (‘Teplitzer’) Straße: dritter Weg südlich vom Abzweig der Straße nach Liebenau 320 m nach Nordosten, südöstlich am Weg. 1 Steinkreuz. ‘Leichenstein’. Kopf und Arme zur Kreuzung zu verjüngend, Schaft dagegen nur andeutungsweise verjüngend. Sandstein. NW-SO (Ausrichtung). SW-Seite eingeritzt: - im Kopf: 1622; auf der Kreuzung: G S; darunter auf dem Schaft im Umriß: Schere. Auf dem Scheitel des Kopfes eingeritzt, von NW nach SO: wohl Buchstabe, senkrechter Strich, lineares Kreuz mit verlängertem Schaft. Höhe: SW-Seite 82 cm, NO-Seite 77 cm, Breite: 67 cm, Stärke: 23 cm. Allgemeine oberflächliche Verwitterung. Keine Gefährdung. Geschützt seit 10. 5. 1972. Sage: Ein aus Rudolphsdorf gebürtiger Schneidergeselle wurde bei der Rückkehr aus der Fremde hier von einem Fleischerburschen ermordet und in einem Reisighaufen versteckt (nach Brandner). Kirchenbucheinträge müßten für die umliegenden Gemarkungen unter 1622 verglichen werden. Altbekannt. (Textkopie Lit. G. Müller-H. Quietzsch, 1977)

Ang. Horst Torke, 1990, S. 46: Ehe die Poststraße auf ihrem Wege zur Landesgrenze Fürstenwalde erreichte, zog sie westlich am Harthewald vorbei und berührte ein weiteres, an dieser Trasse stehendes Steinkreuz. Dieses befindet sich auf Fürstenwalder Flur, zwischen dem südwestlichen Zipfel des Harthewaldes und der etwa 300 Meter davon entfernt verlaufenden Straße, inmitten einer großen Weidefläche. Kuhfahl nennt dieses Steinkreuz 'Leichenstein', jedoch wird so auch ein Steinmal im benachbarten Haberwaldfeld bezeichnet, das nahe der Staatsgrenze am Rande des 'Leichensteinweges' steht. Eine frühere Beschreibung findet das Fürstenwalder Steinkreuz in der 1845 erschienenen Chronik 'Lauenstein, seine Vorzeit, frühere Schicksale und jetzige Beschaffenheit' von F. A. Brandner (Zitiert bei A. Klengel: Mord- und Sühnekreuze, in: Rund um den Geisingberg, Beil. zur Müglitztalzeitung, Altenberg, 1924, Nr. 10, S. 40): 'Endlich ist noch eines Denkmals zu erwähnen, welches auf Gotthelf Tittels Gute steht und die Bezeichnung G. S., eine Schneiderschere und die Jahreszahl 1622 trägt. Einer Tradition zufolge ist dort im besagten Jahr ein aus Rudolphstadt gebürtiger Schneidergeselle auf seiner Rückkehr aus der Fremde von einem Fleischerburschen ermordet, später in einem Reißighaufen versteckt aufgefunden und von Jakob Tittel hereingefahren und in Fürstenwalde beerdigt worden'. Dieser Hinweis ist von Steinkreuzforschern lange Zeit nicht wahrgenommen worden, denn erst 1924 wird das Steinkreuz als neuentdecktes in die Bestandsaufnahme aufgenommen (G. A. Kuhfahl, Zur Steinkreuzforschung, in: Mitt. d. Landesvereins Sächs. Heimatschutz, Bd. XIII, 1924, H. 7/8, S. 261)(Textkopie)

Horst Torke, Alte Steinkreuze zwischen Dresden, Pirna und Sächsischer Schweiz, Schriftenreihe des Stadtmuseums Pirna, H. 1 (2. überarb. Aufl.) Pirna 1990, S. 46, 61, 62 m. Abb. 32 (Harthewald), Abb. 50 (Haberfeldwald)

Quellangaben: Lit.: 1. Gerhardt Müller-Harald Quietzsch, Steinkreuze und Kreuzsteine in Sachsen, Inventar Bezirk Dresden, Berlin 1977, S. 95-96, Nr. 54 Fürstenwalde, Kr. Dippoldiswalde, Mbl. 5249 (120), N 12,3 / W 12,7 m. Abb. 66 (Kopie), daraus: 2. G. A. Kuhfahl, Die alten Steinkreuze in Sachsen, Dresden 1928, Nr. 62 u. Nachtrag zum Heimatschutzbuch von 1928 (1936), Nr. 73, 3.  F. A. Brandner, Lauenstein, seine Vorzeit, frühere Schicksale und jetzige Beschaffenheit. Lauenstein 1845, S. 321, 4. A. Klengel, 1924a, Mord- und Sühnekreuze. Rund um den Geisingberg. in: Monatsbeil. zum Boten vom Geising und Müglitztal - Zeitung, S. 6, 1924b, Mord- und Sühnekreuze, Ergänzung s.o. S. 23, 1924c, Ergänzung s.o. S. 40 u. Sagenbuch des östlichen Erzgebirges, 1938, S. 226-228, 5. G. Müller, Die alten Steinkreuze, in: Heimat, 8. Jg., 1934, Nr. 9-10, S. 65-80, 6. M. Hammermüller, Altenberg, Geising, Lauenstein, Berlin 1964, Werte der deutschen Heimat, Bd. 7, S. 168

Internet: 1. ...wikipedia.org-wiki-Liste der Kulturdenkmale in Altenberg, OT Fürstenwalde: Fürstenwalde, Schneiderstein, bez. 1622 (Steinkreuz), Mord- und Sühnekreuz; ortsgeschichtlich von Bedeutung, ID 09277515

urheber g. mueller-h. quietzsch 1977
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Fürstenwalde B: ca. 2,5 km südöstl. des östlichen Ortsteiles von Fürstenwalde im ‘Haberfeldwald’, Abteilung 56, am sog. ‘Zimmernickelweg’, 100 m von der Landesgrenze zu Tschechien entfernt (günstig erreichbar: in der Rechtskurve der ‘Müglitzstraße, am Südrand des östl. Ortsteiles, Abzweig ‘Alte Dresden - Teplitzer Poststraße’ ca. 700 m nach Süden folgen, hier linksabzweigenden Weg ca. 1,3 km in den Haberfeldwald zum Standort folgen), Steinkreuz

Obertägige Maße: (aktuell unbekannt), breitflächige, dicke Steinplatte aus Gneis, nach oben verjüngend, mit seitlich je zweifacher Ausrundung, Kopf gerundet; im Grunde dürfte es sich um ein *Doppelbalkenkreuz (Zwillingskreuz) handeln, das hier freilich in einfacher Form erzeugt wird; beide Seiten und eine Schmalseite zeigen Zeichen und Inschriften, die jedoch kaum mehr entzifferbar sind (Verf.)

Anm.: hinsichtlich dieser Kreuzform, wenn auch nur angedeutet, könnte die Sage bzw. die Nähe zu Böhmen auf eine Beziehung auf das in dieser Region oft vorkommende sog. ‘Slowakische Kreuz’ hindeuten (Verf.)

*Doppelbalkenkreuz, Zwillingskreuz-crux gemina - Kardinals- und Patriarchenkreuz oder Lothringerkreuz, Slowakisches Kreuz, weitere gebräuchliche Namen: Spanischen Kreuz (Caravaca Kreuz); Engelskreuz; Jerusalemer Kreuz; Ungarkreuz; Wiener Kreuz
Als unter Kaiser Konstantin sich das Christentum zur Staatsreligion entwickeln konnte, wurde zur besseren Organisation der vielen der über das römische Herrschaftsgebiet zerstreuten Bischofsitze übergeordnete, zentraler gelegene Patriarchendiözesen (Rom; Konstantinopel; Alexandrien; Antiochien; Jerusalem) eingerichtet. Als äußeres Zeichen, erhielt dieser hervorgehobene Bischofsitz ein "doppeltes" Kreuz, das Patriarchenkreuz, das nur noch vom päpstlichen Kreuz, mit drei Querbalken übertroffen wurde. Bereits in frühen Stätten menschlicher Entwicklungsgeschichte, z. B. in Anatolien, wurden in archäologischen Grabungsschichten der Zeit um 8000 v.Chr., Urformen des Doppelkreuzes gefunden, die sich religionsentwicklungsgeschichtlich vermutlich der Verehrung einer Muttergottheit (stilisierte Frauengestalt) zuordnen lassen. Das Doppelkreuz galt als Erkennungszeichen der Könige von Ungarn, des Ritterordens "vom heiligen Grab".
Es war auch das Zeichen im Kampf gegen die "Ungläubigen" (Spanien; Wien). Ende des 15. Jahrhunderts war das Doppelkreuz Bestandteil des Wappens der Herzöge von Lothringen. Im 17. Jahrhundert diente es vielerorts als Pestschutzzeichen oder als Wetterschutzkreuz auf den Kirchturmspitzen. (Quelle: ...wikipedia.org-wiki-Doppelbalkenkreuz)

Ang. Lit. G. Müller-H. Quietzsch, 1977:

Südöstlich vom Ort, im Haberfeldwald, Abteilung 56, im Südteil; die Schneise 24 querender Weg 55 m nach Osten, 6,50 m südlich vom Weg (‘Zimmernickelweg’), 100 m nordwestlich der Landesgrenze = Flurgrenze mit Streckenwald (CSSR). 1 Steinkreuz. Dicke Steinplatte mit beiderseitig gegenständiger Ausbuchtung und abgerundetem Kopfteil, Verbreiterung am Sockel, wodurch die Grundidee eines Kreuzes entsteht, Querschnitt rechteckig. Gneis. SSW-NNO (Ausrichtung). WNW-Seite, mindestens vier Zeilen Inschrift eingeritzt, aber unleserlich und schon bei Kuhfahl trotz Verwendung einer großen Negativplatte nicht zu entziffern. OSO-Seite, lineares Kreuz mit verlängertem Schaft eingeritzt, darunter E. T. darunter zwei Zeilen unleserliche Inschrift, links zwischen Kreuz und Buchstaben 16 (oder 106), darunter noch zwei bis drei weitere Ziffern 5 2 (oder 7) 3. Kreuz und Initialen machen einen jüngeren Eindruck als die übrigen Beschriftungen. SSW-Schmalseite, zwei Zeilen von oben nach unten laufend, unleserliche Inschrift. Höhe: WNW-Seite 100 cm, OSO-Seite 106 cm, Breite 100 cm, Stärke: 26 cm. Durch Verwitterung Inschriften unleserlich. Keine Gefährdung. Geschützt seit 10. 5. 1972. Sage: Zusammenstoß zwischen dem Bünauischen Heger (Elias Tränkner) aus Fürstenwalde und seinem Bruder auf der einen Seite und dem Förster aus Tellnitz (Böhmen) und seinen beiden Söhnen auf der anderen (oder böhmischen Wilderern), angeblich am 2. September 1746, wobei der Heger erschossen wurde. Der Stein wurde bei Kuhfahl 1928 unter Haberfeldwald und Kuhfahl 1936 unter Rudolphsdorf geführt. Altbekannt. (Textkopie Lit. G. Müller-H. Quietzsch, 1977) 

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Ang. Lit. G. A. Kuhfahl, 1936:

Ein seltsamer plumper Block (Abb. 142) liegt im Rudolphsdorfer Forst bei Fürstenwalde. Weitgedehnte Waldungen ziehen sich dort auf dem Erzgebirgskamm dahin und wenige hundert Schritte nur trennen den einsamen Standort von der sächsisch-böhmischen Grenze. Die dicke Steinplatte hat bei flüchtiger Betrachtung mit der landläufigen Kreuzgestalt kaum noch etwas zu tun, erinnert aber mit ihren beiderseitigen Auswüchsen, die dem abgerundeten Kopfteil nachgebildet sind, sowie mit der ähnlichen Verbreiterung am Sockel doch an die allgemeine Grundidee des Kreuzes. Eine Entzifferung der Inschriften, die in verschiedenen Verwitterungsgraden übereinander liegen, ist auch mit Hilfe einer großen Negativplatte, die sonst das beste Hilfsmittel dafür darstellt, bisher nicht gelungen. (Textkopie Lit. G. A. Kuhfahl, 1936, S. 11)

Ang. Horst Torke, 1990, S. 64: Alle Versuche einer Entschlüsselung scheiterten bisher an der Schrift eines Steinkreuzes bei Fürstenwalde. Dieser Stein, eine Platte aus Gneis, deren Umriß die Form eines Kreuzes andeutet, befindet sich in einem Wäldchen dicht an der Staatsgrenze, dem sogenannten Haberfeld. Die auf der südlichen Breitseite angebrachten Buchstaben E und T sollen an einen Heger erinnern, der von Wildschützen ermordet worden sei (A. Klengel: Mord- und Sühnekreuze, in: Rund um den Geisingberg, Beil. zur Müglitztalzeitung, Altenberg, 1925, Nr. 6, S. 24). Das Auffallendste an dem Stein sind die im Gegensatz zu anderen Kreuzen hier auf der Schmalseite der Steinplatte in zwei Reihen eingeschlagenen Schriftzeichen. Es sind zwar einzelne Buchstaben auszumachen, der Text als solcher jedoch bleibt uns verborgen (Textkopie)

Horst Torke, Alte Steinkreuze zwischen Dresden, Pirna und Sächsischer Schweiz, Schriftenreihe des Stadtmuseums Pirna, H. 1 (2. überarb. Aufl.) Pirna 1990, S. 46, 61, 62 m. Abb. 32 (Harthewald), Abb. 50 (Haberfeldwald)

Quellangaben: Lit.: 1. G. Müller-H. Quietzsch, 1977 s. o. S. 96-98, Nr. 55, Fürstenwalde, Kr. Dippoldiswalde, Mbl. 5249 (120), S 20,45 / W 18,4 m. Abb. 67-68 (Kopien), daraus: 2. G. A. Kuhfahl, 1928 s. o. Nr. 97 u. 1936, Nr. 235, S. 11/26 m. Abb. 142 (Kopie) 3. A. Klengel, 1925a s.o. S. 19 u. 1925b, S. 24 u. 1926a, Das Sühnekreuz im Haberfeld bei Fürstenwalde, in: Rund um den Geisingberg, 4. Jg., Nr. 3, S. 9 m. Abb. u. 1938, Sagenbuch des östlichen Erzgebirges, Altenberg, S. 232-233, 4. G. Müller, Die alten Steinkreuze, in: Heimat, 8. Jg., 1934, Nr. 9-10, S. 65-80, 5. M. Hammermüller, Altenberg, Geising, Lauenstein, Berlin 1964, Werte der deutschen Heimat, Bd. 7, S. 184

Internet: 1. ...wikipedia.org-wiki-Liste der Bodendenkmale in Altenberg, OT Fürstenwalde: besonderer Stein, Fürstenwalde, Steinkreuz, Spätmittelalter, südöstlich des Orts, im Harberfeldwald, Südteil der Forstabteilung 56, südlich des Wegs nahe der Grenze zu Tschechien, unentzifferte Inschrift, Schutz seit 10. Mai 1972

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