kopie lit. f. stoerzner 1988

Krölpa, OT Friedebach, Saale-Orla-Kreis, nördl. im Ort (unterer Ortsteil), an der Dorfstraße ggü. Hausgrundstück Nr. 20, Steinkreuz, Benennung: ‘Steinerner Schutzbrief’

Obertägige Maße: Höhe 1,0 m (ges. 1,60), Br. 0,84, T. 0,23, das zur sog. Tatzenkreuzform (markant nach außen verbreiterte Balken, sog. ‘Deutsches Kreuz’) neigende Steinkreuz aus rotbraunem Sandstein mit erheblicher Beschädigung eines Armes zeigt auf der Ansichtsseite nicht mehr deutbare, linear eingetiefte, Darstellungsfragmente - etwa zwei vertikal parallel verlaufende Linien vom Kreuzungsfeld in den Kopfbalken (Verf.)

das Denkmal wurde 1974 durch Bodendenkmalpfleger unter Leitung von K. Schache, Pößneck, gehoben und neu verfestigt; nach mündlicher Volksüberlieferung ist Friedebach im Dreißigjährigen Kriege nicht durch die Schweden zerstört bzw. drangsaliert worden - weil die Bewohner aus christlichem Wohlwollen einen schwer verwundeten schwedischen Offizier gesund gepflegt hatten; dieser habe aus Dankbarkeit das Steinkreuz als ‘Schutzbrief’ errichten lassen und fortan ist der Ort von durchziehenden Schweden verschont geblieben (Verf. frei nach Lit. F. Störzner, 1988, nach Lit. H. Deubler, 1970 / P. Heinecke-G. Ost, 1969)

Das Steinkreuz von Friedebach steht im unteren Ortsteil direkt am Wege. In dem Buch ‘Sagen, Geschichten und Bilder aus dem Orlagau’ ist folgender Bericht nachzulesen. ‘Die bittere Kriegsnot des Jahres 1640 war die letzte für das Heidedorf und das ging so zu: Verfolgt von kaiserlichen Reitern, war ein verwundeter schwedischer Hauptmann oder Oberst nach Friedebach gekommen. Wund wie er war und todmüde von dem Ritt den er gemacht, stieg er vom Pferde um im Schatten eines alten Birnbaumes ein wenig zu ruhen und seine Wunde mit dem frischen Wasser des Bächleins zu kühlen. Als er aber wieder auf das Pferd steigen wollte, war er dazu nicht imstande. Es überfiel ihn eine schwere Ohnmacht und einem Toten gleich blieb er in dem Grase am Wegrand liegen. Da traten einige Bauern, die sich mit den Ihrigen mit Hab und Gut in dem Bergwald geflüchtet hatten, oben aus den Bäumen heraus, um über das Tal Umschau nach den Feinden zu halten und zu erspähen, ob die Häuser des Dorfes noch stünden. Oh weh! Da unten graste das Pferd eines Soldaten! Sollten sie noch in der Nähe sein? Dann rasch zurück in den Wald! Aber es regte sich nichts, so sehr sie auch spähten. Sie hielten Rat, ob sie etwa des ledigen Pferdes sich bemächtigen sollten, und kamen zu dem Entschluss, es zu tun. Denn ein Pferd war damals eine seltene und gar teure Sache. Vorsichtig nahten sie sich dem Talgrund, um ihr Vorhaben auszuführen. Wie erschraken sie aber, als sie den schwedischen Hauptmann liegen sahen. ‘Ist er tot oder lebt er noch?’ so fragten sie untereinander. Er musste wohl tot sein, denn ein Mann der nur eine Zeitlang ruhen wollte, suchte sich einen günstigeren Platz dazu aus. Sie traten also an ihn heran. "Er ist verwundet", sagte der eine. ‘Er atmet noch’ rief ein anderer. Da machten sie sich über ihn und betteten ihn in den Schatten. Nach wenigen Wochen war der schwedische Hauptmann gesundet und ritt davon. Als Zeichen seiner Dankbarkeit hatte er an der Stelle, wo seine Wohltäter ihn aufgehoben, ein steinernes Kreuz errichten lassen. So oft auch schwedische Soldaten in das Tal einrückten kehrten sie um, sobald sie des Kreuzes vor dem Dorfe ansichtig wurden, ohne jemand Schaden getan zu haben. Heute noch steht es im Friedebacher Tal als ein steinerner Schutzbrief aus der schwedischen Not.’ (Textkopie: ...kroelpa.de-Steinkreuze-Friedebach, aus: ‘Sagen, Geschichten und Bilder aus dem Orlagau’ von Harry Wünscher, Pößneck 1902 )

C. Sagittarius verweist in Lit. E. Devrient, Saalfeld 1903, auf eine Verbindung des Steinkreuzes mit einem Totschlag im Jahre 1424, der im Zusammenhang mit einem Streit um die Gerichtsbarkeit zwischen dem Saalfelder Abt Ludolf und Landgraf Wilhelm von Sachsen erwähnt wird; ob jedoch das Kreuz aus diesem Sachverhalt hervorgeht ist nicht belegbar (Verf. frei nach Lit. F. Störzner, 1988)

Quellangaben: Lit.: 1. Frank Störzner, Steinkreuze in Thüringen, Katalog Bezirke Gera-Suhl, Weimar 1988, S. 44, Nr. 67 m. Abb. 82 (Kopie), daraus: 2. P. Lehfeldt, Bau- u. Kunstdenkmäler Grossherzogthum Sachsen-Weimar-Eisenach, Bd. 1, Jena 1892, S. 256, H. Wünscher, Sagen, Geschichten und Bilder aus dem Orlagau, Pößneck 1902, S. 44-46, 3. E. Devrient, Urkundenbuch der Stadt Jena u. ihrer geistlichen Anstalten, Bd. II 1406-1525, Jena 1903, S. 89, 4. E. Franke, Sühnekreuze in der Umgebung Rudolstadts, in: Schwarzburgbote 7, 16. März, Rudolst. 1928, 5. R. Drechsel, Sagen u. alte Geschichten aus dem Orlagau, Wernburg 1934, S. 144-145, 6. R. Funke, Steinkreuze am Wege, in: Die Heimat im Bild, Beil. Pößnecker Zeitung 16, 9. April 1944 m. Abb., 7. H. Deubler, Waldlandsagen, Alte Erzählungen ..., Jena 1970, S. 25, 8. H. Köber, Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, Erfurt 1960, S. 61, Nr. 397, 9. P. Heinecke-G. Ost, Holzlandsagen ..., 6. Aufl., Jena 1969, S. 127-128, 10. H. Deubler-R. Künstler-G. Ost, Steinerne Flurdenkmale in Ostthüringen, Gera 1978, S. 31/74 m. Abb. 85

Internet: 1. ...kroelpa.de-Steinkreuze-Friedebach (Textkopie aus Lit. H. Wünscher, 1902)

c.2019 www.kreuzstein.eu