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Elsterwerda, Lkr. Elbe-Elster, ostseitig an der B 101/169, ca. 2 km südl. des Stadtzentrums bzw. 600 m südl. der Einmündung 'Stolzenhainer Straße' nach Kotschka, ggü. des südl. Endes einer Kleingartenkolonie (letzte Grundstücke des Stadtgebietes), ca. 100 m nördl. der Stadtgrenze, Steinkreuz, Benennung: 'Gotenkreuz'  

Obertägige Maße: Höhe 0,57 m, Br. 0,62, T. 0,23, Steinkreuz aus grauem Sandstein, dessen nördl. Arm durch Abbruch fehlt (Abbruchstelle erkennbar); gerundete Balkenenden und Kantenübergänge; im Kreuzungsfeld ein durchgehendes rundes Loch, eine Besonderheit, die an derartigen Flurdenkmälern nur äußerst selten zu beobachten ist. (vgl. Bayern-Oberfranken, Lichtenfels, OT Isling: Kreuzstein 'Spinnera') (Verf.)

Ang. G. A. Kuhfahl, Nachtrag zum Heimatschutzbuch von 1928, Dresden 1936, S. 19, Nr. 264 m. Abb. 146 (Kopie): Ein letzter Zuwachs der sächsischen Steinkreuzsammlung, der eines gewissen Humors nicht entbehrt, findet sich an der Nordgrenze in Strauch (Abb. 146). Jahrzehntelang hatte das dicke Kreuz mit dem großen merkwürdigen Loch, das sonst nirgends ein Gegenbeispiel findet, einen Kilometer südlich des preußischen Städtchens Elsterwerda an der Berliner Fernstraße unbeachtet auf einem Steinhaufen gelegen, bis der auch im Preußischen begüterte Schloßherr von Strauch einmal mit Mann und Roß und Wagen ausrückte und den Findling herüber nach Sachsen in seinen Park holte; dort thront er nun auf hohem Unterbau über einer grünen Hecke als silhouttenhafter Abschluß eines Durchblicks. (Textkopie)

Ang. G. Müller-H. Quietzsch, Steinkreuze und Kreuzsteine in Sachsen, Inventar Bezirk Dresden, Berlin 1977, S. 10: Das zeitweise in der Gemarkung Strauch (Kr. Großenhain) stehende Steinkreuz wurde erst um 1930 von Elsterwerda dahin geschafft (Kuhfahl 1936, Nr. 264, S. 19, Abb. 146). Um 1950 ist es erfreulicherweise in der angestammten Ortsflur Elsterwerda wieder aufgestellt worden (Hoffmann 1956, S. 126) (Textkopie)

Das Gotenkreuz von Elsterwerda befindet sich seit etwa 1950 südlich der Stadt an der Bundesstraße 101/169 in Richtung Prösen gegenüber einer kleinen Gartenkolonie in einer Gehölzecke. Dieses Sühnekreuz besteht aus grauem Sandstein und hat eine Größe von 57 × 62 × 35 cm. Das ovale Loch, das natürlichen Ursprungs ist und wahrscheinlich durch eine Gletschermühle entstand, hat die Abmessungen 22 × 26 cm. Das Kreuz wurde vermutlich als Sühne für einen Mord oder Totschlag an diesem Ort aufgestellt. Über den in Elsterwerda auch als Franzosengrab geläufigen Stein gab es erstmals 1913 in der heimatkundlichen Schriftenreihe „Schwarze Elster“ eine Notiz. 1916 beschrieb es K. Jost im Liebenwerdaer Heimatkalender als umgefallen und verkommen. Zwei Jahre später wurde es auf Veranlassung des dortigen Rittergutsbesitzers im Schlosspark in Linz bei Ortrand aufgestellt (? - vgl. G. A. Kuhfahl, 1936) , kam jedoch später durch den 1965 verstorbenen Elsterwerdaer Rektor Müller wieder an seinen ursprünglichen Standort zurück, der zu einem kleinen Schmuckplatz umgestaltet wurde.(Quelle: ...wikipedia.org-wiki-gotenkreuz elsterwerda, daraus:  Georg A. Kuhlins: „Die Steinkreuze des Kreises Bad Liebenwerda“ in „Die Schwarze Elster-Unsere Heimat in Wort und Bild“. Nr. 579. Bad Liebenwerda 1980, S. 4–9.)

Eine Sage, die in ihrem Kern der Wahrheit sehr nahekommen dürfte, erzählt hier von einem Mord an einem Reisenden durch einen Prösener Postillion:
‘Dieser soll einst seinen einzeln reisenden Fahrgast im Frauenhainer Pfeifholz, wegen seiner wohlgefüllten Geldbörse erschlagen und später am Standort des Kreuzes unter hohen Eichen begraben haben. Viele Jahre konnte er diesen Mord verheimlichen. Jedoch soll es fortan an dieser Stelle gespukt haben und mehrfach erschien ein Geist den vorbeikommenden Leuten. Als später einmal der Mörder selbst dort vorbeikam, jagde ihm der Geist einen so großen Schrecken ein, dass er bald darauf krank wurde und verstarb. Auf dem Totenbett soll er seine schreckliche Tat gestanden haben. Erst als die Verwandten des Täters ein Sühnekreuz am Grab des Opfers aufstellen ließen, beruhigte sich der Geist und er erschien nicht wieder.’ (Textkopie: ...wikipedia.org/wiki/Gotenkreuz-von-Elsterwerda)
(Quelle: ...wikipedia.org-wiki-gotenkreuz elsterwerda, daraus: 1. Heimatjahrbuch 1969/70-Kreis Bad Liebenwerda-45 Jahrgang des ehemaligen Heimatkalenders., Hrsg.: Museum des Kreises Bad Liebenwerda in Verbindung mit dem Deutschen Kulturbund, Druck: VEB Druckerei "Aktivist" Bad Liebenwerda, 1970, Seite 94, 2. Georg A. Kuhlins: „Steinkreuzsagen aus dem Kreisgebiet“ in „Die Schwarze Elster-Unsere Heimat in Wort und Bild“. Nr. 579. Bad Liebenwerda 1980, S. 1–3)

Deutungsversuch: Diese Besonderheit eines durchgehenden Loches sollte nicht vorbehaltlos als natürlichen Ursprungs angesehen werden - welch ein Zufall, dass auch beim Kreuzstein in Isling ein angeblicher Gletscher das gleiche Werk vollbrachte (!). Freilich könnte es sein, dass durchlöchertes Gletschergestein aus abergläubiger Sicht Verwendung für derartige Kleindenkmäler fand. Vergleichbare Löcher sind bereits an den vorchristlichen Megalith- bzw. Steinkistengräbern (Großsteingräber) zu beobachten und werden hier oft mit *‘Seelenlöcher’ bezeichnet, die nach altem Glauben zum Entweichen der Seele aus dem Grab dienten. Ein Bezug dieser Problematik auf obige Kleindenkmäler ist in der Fachliteratur kaum behandelt worden und dürfte auch hinsichtlich dieser freistehenden Denkmale keinen Sinn ergeben. Bleibt nur noch das Brauchtum des Abschabens von Steinmehl von heiligem Gestein, um diese Besonderheit unverbindlich zu erklären. Nach diesem Aberglaube bewirke abgeschabtes Steinmehl, beigemischt in Mensch- oder Tiernahrung, Wunder gegen Krankheiten und Unheil aller Art. Auf manchen Steinen sind es nur kleine muldenartige Vertiefungen, doch bei intensiver Ausübung über Jahrhunderte könnten auch derartige durchgehende Löcher entstanden sein (Verf.)  
* Seelenloch (französisch Dalle hublot) ist nach Abraham Lissauer eine Bezeichnung für eine „Ein- und Ausgangsöffnung für die Seele des Verstorbenen“. Heine-Geldern definiert den Begriff enger als „... die in den Verschlußsteinen so vieler Megalithgräber angebrachte Öffnung.“ Für Otto Höver waren Megalithgräber „wuchtschwere Bann-Gehäuse gegen die dämonische Macht des lebenden Leichnams und zugleich Sitze der abgeschiedenen Seelen, denen vorsorglich eine kleine Öffnung - das sog. Seelenloch - im Steingefüge belassen wurde, wo die ‘anima’ heimlich ein- und ausschlüpfen konnte.“ Die Bezeichnung wurde in Archäologie und Ethnologie verwendet, gilt jedoch als veraltet. Das deutsche Wort „Seelenloch“ ist auch in englischsprachigen Publikationen gebräuchlich. (Quelle: ...wikipedia.org-wiki-Seelenloch)

Quellangaben: Lit.: Internet: 1. ...wikipedia.org-wiki-Liste der Steinkreuze und Kreuzsteine im Lkr. Elbe-Elster, Elsterwerda: Südlich des Ortes, an der Straße nach Prösen, Kopf und südlicher Arm sichtbar, nördlicher Arm abgebrochen, ovales Loch in Höhe des oberen Armansatzes, grauer Sandstein, Nordnordwest-Südsüdost, 57, 62, 23, Gotenkreuz von Elsterwerda, Mord an einem Reisenden durch Postillon, daraus: Fotokopie, Urheber: 'S. John' (Eig. Werk) Liz.-Nr. CC BY-SA 2.5

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