steinkreuz dernbach andere seite
standort parkplatz hinweistafel in situ

Dernbach, Lkr. Südliche Weinstraße, nördl. Ortsausgang, am Parkplatz ostseitig an der L 506 nach Ramberg, kleiner Grünstreifen mit Ruhebank

Obertägige Maße: Höhe 1,20 m, Br. 0,72, T. 0,19, das stattliche, gut erhaltene Steinkreuz lat. Form aus rotem Sandstein zeigt auf der Ansichtsseite die Darstellung einer großen Pflugschar (Arbeitsrichtung) im bereits abgewitterten Flachrelief, beginnend etwa im Kreuzungsfeld bis über den mittleren Schaft (Verf.)

nach Lit. F. Weinmann, 1973, stand das Denkmal ursprünglich am westl. Rand der Landstraße, nördl. von Dernbach; nach der Überlieferung gerieten hier zwei Bauern in Streit, einer mit einer Sense, der andere mit einer Pflugschar, mit der er seinen Gegner erschlug; nach anderer Version sei ein Geistlicher auf dem anliegenden Acker mit einer Pflugschar (Spaten) erschlagen worden; der Grundstückseigentümer soll einst das Kreuz entfernt haben, daraufhin sei ihm eine Kuh nach der anderen verendet - erst als er das Kreuz zurückbrachte, nahm die Seuche ein Ende (Verf. nach Lit. F. Weinmann)

aus der Hinweistafel geht eine Ersterwähnung im Jahre 1593 hervor - das Kreuz stand zuerst weiter westl., wurde mehrfach versetzt und diente zwischenzeitlich als Grenzstein (Gemarkungsgrenze zu Ramberg ca. 100 m weiter nördl., Verf.), ob ein Zusammenhang mit der nahegelegen Richtstätte ‘Galgenberg’ besteht, ist nicht gesichert

Quellangaben: Lit.: 1. Fred Weinmann, Steinkreuze und Bildstöcke in der Pfalz, 1973, S. 18-19, Nr. 21 (s. Literaturang.), daraus: 2. KDP (Die Kulturdenkmäler der Pfalz) Bez. Amt Bergzabern 157, Internet: 1. ...wikipedia.org-wiki-Liste der Kulturdenkmäler in Dernbach: Sühnekreuz, nördlich des Ortes an der L 506; Flur Farröder, 16. Jh., Sandstein

hambach blick vom ritterberg

Neustadt an der Weinstraße (kreisfr.), OT Hambach, A: nordwestl. oberhalb des Hambacher Schlosses auf markantem Bergsporn des Rittersberg, ca. 1,5 km Wegstrecke vom Parkplatz Passhöhe Hambacher Schloss, ‘Sühnekreuz’ (ausgesch.)

wegweiser parkplatz passhoehe
suehnekreuz hambach
standort ritterberg haardt

das ca. 8 m hohe Holzkreuz vor Steintisch auf Treppenstufen ist unter der Bezeichnung ‘Sühnekreuz’ bekannt und trägt die gleiche Inschrift, wie auf dem Wegweiser am Parkplatz Schloss Hambach: ‘ZUR SÜHNE / FÜR UNSERE / SCHULD / VOR GOTT / ERRICHTET VON / DER KATHOLI / SCHEN MANNES / JUGEND DER / PFALZ / AM 20. APRIL / IM NOTJAHR / 1947’

Sühnekreuz Hambach

Quellangaben: Lit.: Internet: 1. ...wandern-in-der-pfalz.kruemelhuepfer.de

bildstein schloss hambach
standort stuetzmauer oberer schlosshof

°

°

Hambach B: Schloss Hambach, in Stützmauer des oberen Schlosshofes eingesetzt, Bildstein (Titulus)

Maße: Höhe 1,10 m, Br. 0,78, roter Sandstein, die etwa rechteckige Sandsteinplatte zeigt eine vollplastisch hervorgearbeitete männliche Person in gegürtetem Faltenrock, die beide Arme rechtwinklig in die Hüfte einstützt (rechter Arm, sowie Kopfbereich beschädigt, Verjüngung nach oben durch Aufnahmewinkel   perspektivisch verfälscht); eine zweifelsfreie Deutung bzw. zeitliche Einordnung des Denkmals dürfte wohl auch in Fachkreisen schwer fallen, doch verweisen die Attribute auf ein sehr hohes Alter; vergleichbare Objekte in Deutschland sind der ‘Jaromarstein’ in Bergen/Rügen, und der ‘Svantevitstein’ in Altenkirchen/Rügen MV, dessen Ursprünge bis in heidnische Zeit reichen (s. Rubrik MV-Bergen-R., -Altenkirchen, Verf.)    

Mitteilung von Stiftung Hambacher Schloss an Verf.: ‘diese einfach gestaltete Götterdarstellung ist am Treppenaufgang zum Altan / inneren Zwinger an der Ostseite des Schlosses eingemauert. Es ist anzunehmen, dass sich dieses Weihrelief einst im kleinen Tempel auf dem Bergkegel befand. Die Figur ist von unserer Seite nicht näher erforscht worden.’ (...hambacher-schloss.de-Stiftung Hambacher Schloss)

die Reliefplatte mit figürlicher Darstellung kann als sog. ‘Titulus’ eingeschätzt werden; Tituli (pl.) sind im Grunde Denksteine in Kunstform der Embleme, die aus Bild-Text-Kombinationen bestanden und in einer Kategorie zum Gedenken an Gefallene auf Schlachtfeldern aufgestellt wurden bzw. auch an diesbezüglich bedeutenden Örtlichkeiten (Verf.)

zu dieser Erkenntnis kam die Forschung im Jahre 1955, als bei Bühren (s. Rubrik NI-Bühren-Lkr. Göttingen) der sog. ‘Männekenstein’, ein Steinfragment mit eingerilltem Kreuz und lanzentragenden Männchens, gefunden wurde (Friedrich-Karl Azzola / Fritz-Bertram Jünemann, Der Männekenstein von Bühren bei Hann. Münden, in: Die Kunde, Neue Folge 24, Hildesheim 1973, S. 189-200, Hannover 1974, S. 189-200 (Verf. nach B. Schnabel)

von diesem Brauch Denksteine auf Schlachtfeldern zu errichten (Steinkreuze oder Kreuzsteine) berichtet bereits Lambert von Hersfeld (+ um 1088), der diese Male ‘tituli’ nennt - ‘Im Jahre 1074 hatte Heinrich IV. mit den aufständigen Sachsen Frieden geschlossen und ihnen die Schleifung der in ihrem Gebiet und in Thüringen errichteten Reichsburgen zugesichert. Mit dieser Maßnahme waren jedoch die jungen Krieger nicht einverstanden, die von der Hartesburg, dem heutigen Bad Harzburg, aus gegen die Sachsen und insbesondere gegen die Bürger der Stadt Goslar einen erfolgreichen Kleinkrieg geführt hatten und nun versuchten, den König zu einem neuen Waffengang zu bewegen. Um ihre Tapferkeit zu beweisen, zeigten sie ihm die Steine, welche auf der ganzen Strecke, die sich über fast zwei Meilen von Goslar zur Hartesburg hinzieht, zum Gedenken an die gefallenen Goslarer aufgestellt worden waren’ (freie Übersetzung des Originaltextes in Anlehnung an W. Wattenbach: Die Jahrbücher des Lambert von Hersfeld - Die Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit, Bd. 43, Leipzig 1939, S. 163); von diesen Steinen ist keiner mehr erhalten, sodass ihr Aussehen unbekannt bleibt; von daher ist der Männekenstein von Bühren das älteste bekannte Flurdenkmal mit Titulusfunktion

Bisher ließ sich in Rheinhessen nur ein Mal mit der für den Titulus (neben Wappen und Inschrift) charakteristischen figürlichen Darstellung feststellen. Graf Johann der Lahme von Sponheim ließ auf dem Schlachtfeld von Sprendlingen, wo er 1279 dem Heer des Mainzer Erzbischofs Werner von Eppstein unterlegen war, einen ‘Stein’ errichten, der das Bildnis des Metzgers Michel Mort aus Kreuznach trug. Dieser hatte ihn damals vor der drohenden Gefangenschaft gerettet, war aber selbst dabei getötet worden. Das Denkmal, das auch die Erinnerung an die Tapferkeit des Metzgers wachhalten sollte, ist jedoch heute nicht mehr erhalten. Nachdem es bereits im 16. oder 17. Jh. schwer beschädigt worden war, beseitigte man 1828 die noch vorhandenen Reste beim Straßenbau. Heute erinnert an M. Mort ein ehemaliges Grabmonument aus dem Jahre 1918, das im September 1979 am westlichen Ortsrand von Sprendlingen aufgestellt wurde. Mit den Tituli wird eine bisher kaum bekannte Gruppe von Denkmalen fassbar, die weit älter als die Sühnekreuze sind und sie als Gedenkkreuze um Jahrhunderte überdauerten (Textauszüge Lit. Berthold Schnabel / Freidrich-Karl Azzola, Die Steinkreuze in Rheinhessen, 1980, S. 91-92, Nr. 1.2 Der Titulus (s. Rubrik Literaturang.)

Burggeschichte

der markante Bergsporn, auf dem sich heute das Hambacher Schloss erhebt, dürfte bereits in heidnischer Zeit eine wehrhaft ausgebaute Anhöhe gewesen sein, als sog. Flieh- oder Höhenburg (Verf.); um das Jahr 900 begannen die Salier den Ausbau der Burganlage, die ab 1100 in den Besitz des Domkapitels Speyer überging, gehalten von den Ministerialen des Bischofs, die sich 1179 von Kestenberg nannten; 1525 und 1689 wurde die Anlage zerstört und ab 1844 durch August von Voit im neugotischen Stil wieder errichtet (Verf. nach ...burgenarchiv.de)

Quellangaben: Lit.: 1. Berthold Schnabel-F.-K. Azzola, Die Steinkreuze in Rheinhessen, S. 91-92, Nr. 1.2, Der Titulus, Sonderdruck aus Alzeyer Geschichtsblätter Heft 15, 1980, S. 83-207, zugl. ‘Das Kleindenkmal’, wissensch. Schriftenreihe der AGD e. V. Jg. 7, 1983, Nr. 1, Internet: 1. ...wikipedia.org-wiki-Hambacher Schloss, 2. ...burgenarchiv.de-Burg Hambach, Maxburg, Kästenburg

verschollene Objekte:

Weidenthal, Lkr. Bad Dürkheim, nach Lit. F. Weinmann, 1973, stand an der B 39 Richtung Neidenfels einst am ‘Kreuzer Hang’ ein Steinkreuz, das in der Ortschronik 1783 urkundlich belegt ist; die Sage berichtet von einem Sägmüller, der hier beim Holzfrevel von einem pflichtgetreuen Förster in Notwehr getötet worden sei. (Quelle: Fred Weinmann s.o. S. 74, Nr. 171, daraus: 2. Arthur Eisenbarth, Das Kreuz am Kreuzer Hang, in: Pfälzer Feierowend, Beil. zu Die Rhein-Pfalz, 18. Jg., Nr. 1, S. 7

c.2016 www.kreuzstein.eu