steinkreuz colditz andere seite
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Colditz, Lkr. Leipzig, A: westl. Stadtgebiet und westl. (linksseitig) der Mulde, Rasenfläche unterhalb des Anwesens ‘Rochlitzer Straße Nr. 20’ (B 107), ca. 60 m nordöstl. des Abzweiges nach Thumirnicht und Möseln, 100 m westl. der Bahnbrücke, Steinkreuz

Obertägige Maße: Höhe 0,72 m, Br. (0,44) T. 0,24, das arg verstümmelte und ausgewitterte Steinkreuz lat. Form aus Braunkohlenquarzit (Knollenstein, Lit. Kuhfahl, 1928, Nr. 34 u. H. Quietzsch, 1953: Sandstein) weist auf dem Scheitel und den Seitenflächen einige näpfchenförmige Vertiefungen auf, die als Abriebsmale deutbar sind, s. Einf. (Verf.); der Flurname lautet ‘Beim Hartensteine’ (Lit. Kamprad, 1753, S. 562) und bezieht sich auf die Felsklippe mit ehem. Steinbruch nahe südl. des Kreuzes; bezüglich älterer Quellen wird das Denkmal mit dem *Weichbild der Stadt Colditz in Verbindung gebracht; denkmalgeschützt seit 17. 12. 1962; das Denkmal stand vor Jahrzehnten weiter zur Straße zu, früher gegenüber der Straße am Steinbruch; nach eine Volkssage liege an der Stelle ein schwedischer Offizier begraben  (Verf. frei nach Lit. H. Quietzsch, 1980, S. 71, Kuhfahl, 1928, S. 166, Steinkreuzsage, 1966, S. 443)

*Weichbild: als Weichbild wird ein bewohntes Gebiet oder Ansiedlung einschließlich der Begrenzungen bezeichnet; ‘weich’ leitet sich von dem alten Wort ‘wik’ ab (für Siedlung bzw. Dorf, noch heute in einigen Ortsnamen erkennbar); rechtshistorisch bezeichnete das Weichbild auch städtisches Gebiet außerhalb der Stadtmauer, das jedoch noch der Gerichtsbarkeit unterstand; an den wichtigsten Schnittstellen setzte man diverse Grenzmale; ähnliche Bedeutung kommt dem ‘Bannmeilenmal’ zu, das ebenfalls städtische, aber auch kirchlich regierte Bezirke handelsrechtlich auswies, z. B. das Bannmeilenkreuz (Verf., nach ... wikipedia.org-wiki-weichbild) 

Textauszüge Lit. Dr. G. A. Kuhfahl, 1928, S. 166: ‘Wiederum eine andere Entstehungssache scheint dem Colditzer Kreuz am Wege nach Thumirnicht (Abb. 112) zugrunde liegen. Es wird in der handschriftlichen Chronik des 1676 verstorbenen Abraham Thamm bereits unter dem Jahre 1557 als uraltes steinernes Weichbild am Hartensteine bezeichnet, das bei Einräumung der Erbgerichte (H. Quietzsch, S. 70: 1545) gesetzt und mit dem Wappen der Herrschaft Colditz versehen sei’ (Quelle: Sciptores rerum Germanicorum Vol II Chronicon Coldicense von Abraham Thamm, 1557, S. 710)

G. A. Kuhfahl, 1928, S. 205: ‘Umgekehrt wird ein einziges der 300 Kreuze, und zwar der glatte, bilderlose Stein von Colditz-Thumirnicht (Abb. 112), in einer handschriftlichen Chronik von 1667 unter dem Jahre 1557 ausdrücklich als wappengeschmücktes Weichbild am Hartenstein, also als Stadtgrenzmal behandelt. Der Verfasser bezeugt, daß es etwa hundert Jahre vorher bei Einräumung der Gerichtsbarkeit als Wappenstein der Herrschaft Colditz gesetzt worden sei. Obwohl sich heute keine Spur von Zeichnung mehr findet und der Chronist um neuzig Jahre zurückgreift, wird man jener Bemerkung, trotz ihres vereinzelten Vorkommens, die Glaubwürdigkeit kaum abstreiten dürfen.’

die Rückseite lässt zwar Darstellungsfragmente erkennen, doch ist wohl eine einstige Wappenzeichnung ausgegangen; nach Lit. H. Quietzsch, 1980, bzgl. der Thamm’schen Überlieferung, ist das Kreuz 1545 zur Abgrenzung der Gerichtsbarkeit gesetzt worden, damit ein Grenzzeichen; die unmittelbare Nähe der Flurgrenze mit Thumirnicht ist für diesen Zusammenhang zu beachten; die Gleichheit von ‘Weichbild’ und Steinkreuz ist jedoch nicht sicher (Verf. frei nach Lit. H. Quietzsch, 1980)

kopie lit. kuhfahl 1928 kopie lit. h. quietzsch 1928

Anm.: im Zusammenhang mit der Deutung als Weichbildzeichen sollte doch eigentlich die Frage gestellt werden: ist nur dieses eine Steinkreuz zur Bezeichnung der Grenze der Colditzer Gerichtsbarkeit gesetzt worden und nur am westl. Stadtrand ? - da keine anderen, evtl. auch ausgegangene Kreuze nachweisbar sind, dürfte wohl hier eine sekundäre Verwendung eines viel älteren Steinkreuzes vorliegen, dessen Standort sich dafür anbot (Verf.)

Quellangaben: Lit.: 1. Dr. G. A. Kuhfahel, Die alten Steinkreuze in Sachsen, Dresden 1928, S. 166/205-209, Nr. 34 m. Abb. 112, S. 168 (Kopie), daraus: 2. Abraham Thamm, s. o. 1557, S. 710; 3. G. A. Kuhfahl, Nachtrag zum Heimatschutzbuch von 1928 (1936), S. 34, Nr. 38; 4. Harald Quietzsch, Steinkreuze und Kreuzsteine in Sachsen, Inventar Bezirk Leipzig, Berlin 1980, S. 70-73, Nr. 34 Colditz, Kr. Grimma, Mbl. 4842 (44), S 13,65 / O 9,0 m. Abb. 48 (Kopie) Colditz, Kr. Grimma (Gebietsreform 1994), daraus: 5. Kuhfahl 1936, Nr. 38/1913, S. 45/1914, S. 223, Nr. 29/ 1917, S. 279, 289/1918, Nr. 29, S. 91-93 m. Abb. 65 (s. Literatur-Publikationen), 6. C. Gurlitt, Beschreibende Darst. der älteren Bau- u. Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen 19. H., Amtshauptmannschaft Grimma, Dresden 1897a, 7. J. Kamprad, Leisnigker u. Colditzer Chronica, Leisnig 1753, S. 556-557, 562; 8. H. Wiechel, Alte Steinkreuze in Sachsen, Sächs. Volkskunde Bd. I, H. 11, S. 2-6, 1899, 9. K. Helbig, Die Steinkreuze im Königreich Sachsen als Grenzzeichen, Sächs. Volksk. Bd. III, H. 12, 1903-1905, S. 369-389 u. Leipzig 1906b, 10. R. Sturm-Francke, Kleiner Heimatführer durch den Kreis Grimma, Verz. Kultur- u. Bodendenkmale, Grimma 1953, S. 5, 11. H. Kaufmann-H. Quietzsch, Von der ältesten Besiedlung des Colditzer Landes im Rahmen der Ur- u. Frühgeschichte der Grimmaer Pflege, 700 Jahre Stadt Colditz, Colditz 1965, S. 15-54

Internet: 1. ...wikipedia.org-wiki-Liste der Bodendenkmale in Colditz: besonderer Stein, Steinkreuz, Spätmittelalter, Westseite der Mulde, nordwestlich an der Straße nach Möseln, Schutz seit 17. Dezember 1962 m. Abb.

steinkreuz colditz standort aegidienkirche colditz
kopie lit. h. quietzsch 1980

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Colditz B: Stadtkern, an südl. Kirchhofmauer der Egidienkirche, ‘Tiergartenstraße’ ggü. Einmündung ‘Hirtengäßchen’, Steinkreuz

Obertägige Maße: Höhe 0,69 m (ges. 0,88) Br. (0,49) T. 024, das kleine gedrungene Steinkreuz aus Quarzporphyr mit Verstümmelung eines Armes weist erhebliche Oberflächenauswitterung auf und zeigt ebenfalls näpfchenförmige Vertiefungen; auch die nicht einsehbare Rückseite zeigt keinerlei Einzeichnung; das Denkmal wurde durch den Maurermeister Johannes Zacharias, Colditz, am 2. September 1959, in der ‘Kurt-Böhme-Straße’, ca. 15 m von der Ecke der ‘Schlossgasse’ entfernt, bei der Gründung zweier Lichtmasten  im Erdreich entdeckt; der Fund wurde am 10. 9. durch Ernst Stollberg, damaliger Leiter des Heimatmuseums Colditz, brieflich dem Institut für Denkmalpflege Dresden gemeldet, worauf auch auf seine Veranlassung die Aufstellung am Platze, zwischen den nun mehr beseitigten Lichtmasten, erfolgte; denkmalgeschützt seit dem 7. Januar 1963 (Verf. frei nach Lit. H. Quietzsch, 1980)) 

Quellangaben: Lit.: 1. H. Quietzsch, 1980, s.o. S. 77, Nr. 38 Colditz, Kr. Grimma, Mbl. 4842 (44), S 13,6 / O 6,6 m. Abb. 53 (Kopie) / 54 Skizze ), daraus: 2. H. Kaufmann-H. Quietzsch, 1965 s. o. S. 48, 3. H. Quietzsch, Steinkreuz, Der Rundblick, Wurzen, 13. Jg. H. 7, S. 340, H. 10, S. 493, 1966, 4. H. Quietzsch, Steinkreuz, Heimatkundl. Lexikon, Wurzen 1970, S. 70-71

Internet: 1. ...wikipedia.org-wiki-Liste der Bodendenkmale in Colditz: besonderer Stein, Steinkreuz, Spätmittelalter, östliche Ortslage, nördlich an der Tiergartenstraße, vor dem Egidienkirchhof, Schutz seit 7. Januar 1963 m. Abb.

steinkreuz colditz andere seite
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Colditz C: südl. der ‘Leipziger Straße’ (B 107) Richtung Schönbach, nach ca. 1,5 km vom nordwestl. Ortsausgang, auf dem ostseitigen hohen Grabenrand eines ‘alten Hohlweges’ (Lit. H. Quietzsch), der 300 m südl. des Abzweiges ‘Sermuther Straße’ bei der Bachbrücke in südsüdöstl. Richtung auf die Höhe führt, nach ca. 120 m von der Brücke, Steinkreuz

Obertägige Maße: Höhe 1,15 m, Br. 0,53, T. 0,28, das Steinkreuz lat. Form aus Braunkohlenquarzit (Knollenstein) mit gerundeten Enden weist neben allgemeiner Oberflächenauswitterung einige lochartige Vertiefungen auf, die als Abriebsmale deutbar sind, s. Einf. (Verf.); im Kreuzungsfeld der Südseite die gerade noch erkennbare Darstellung eines Wagenrades im Relief (s. l. Foto, D. 0,22 m) mit vier Speichen und Ausarbeitung der Nabe (Verf.); das Denkmal wurde 1929 beim Roden gefunden oder vorgefunden, angeblich sei nach der Sage ein Fuhrmann verunglückt (Lit. H. Quietzsch, 1952) denkmalgeschützt seit dem 7. Januar 1963

kopie lit. kuhfahl 1936 kopie lit. h. quietzsch 1980

Textauszug Lit. Kuhfahl, 1936, S. 11: ‘Das einzige neuentdeckte Kreuz, das wirklich in freier Landschaft steht und mir bis 1928 entgangen war, gehört zur Ortsflur Zschetzsch bei Colditz. Trotz seines aussichtsreichen Platzes inmitten weiter Felder und Grashänge, dürfte es auch heute bei genauer Beschreibung schwer zu finden sein, weil es seitlich der großen Straße und ohne Zugangsweg hinter einem Hügel an einem schmalen Wiesengrund steht und erst fernher vom anderen Talhang aus eingesehen werden kann’

Anm.: das dargestellte Rad steht zweifelsfrei mit der Sage des verunglückten Fuhrmannes in Verbindung, doch wird es bisher in keiner Literatur erwähnt; ob es sich wirklich um einen nach Lit. Quietzsch alten Hohlweg handelt sei dahingestellt, Standortangabe Lit. Kuhfahl, 1936, S. 44 ‘am Rand einer Mulde unter einem einzelnen Baum’; unmittelbar westl. der Bachbrücke liegt das ‘Zschunkenloch’, ein kleiner Teich, hier führt ein alter Weg von Zschetzsch nach Südwesten (Verf.)

Quellangaben: Lit.: 1. Dr. G. A. Kuhfahl, Nachtrag zum Heimatschutzbuch von 1928, Dresden 1936, S. 10-11, 44, Nr. 294 m. Abb. 135 (Kopie) u. Zschetzsch geführt (s. Literatur-Publikationen), 2. H. Quietzsch, 1980 s. o. S. 74-75, Nr. 36 Colditz Kr. Grimma, Mbl. 4842 (44), S 19,05 / O 14,85 mit Abb. 50 (Kopie), daraus: 3. H. Quietzsch, Die Steinkreuze im Kreis Grimma, 1952, Bl. 9 m. Abb., Stand: 1 Kte., Kreismuseum Grimma, 4. R. Sturm-Francke s. o. 1953, S. 10, 5. H. Kaufmann-H. Quietzsch, 1965, s.o. S. 48, 6. Steinkreuz, 1966, s.o. S. 493/1970, S. 70-71

Internet: 1. ...wikipedia.org-wiki-Liste der Bodendenkmale in Colditz: besonderer Stein, Steinkreuz, Spätmittelalter, nordwestlich des Orts, südwestlich der Straße nach Schönbach, am Hang südöstlich der Brücke über den Zschetzscher Bach, Schutz seit 7. Januar 1963 m. Abb.

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Colditz D: OT Kleinsermuth, rechtsseitig der Mulde, ca. 800 m südl. des Ortes westl. an Straße nach Colditz, ca. 35 m nordwestl. des Abzweiges nach Collmen

Obertägige Maße: Höhe 0,50 m, Br. 0,45, T. 0,20, das zeichenlose Steinkreuz mit Schafterweiterung aus Rochlitzer Porphyttuff weist neben Oberflächenauswitterung einige alte Kantenabschläge auf; Kopf verjüngt sich unwesentlich; nach einem Meßtischblatt und einem unveröffentlichten Foto (1914) von Kuhfahl, 1941, stand das Kreuz etwa 25 m weiter nordwestl. am Beginn eines Grundes zur Mulde; örtliche Sagen berichten vom Grab eines Soldaten aus dem Dreißigj. Kriege oder die ‘alte Mellrichen’ gehe dort um; das Denkmal wurde durch Gefährdung bei Feldarbeiten um 1952 durch einen Dreibock aus Eisenbahnschienen geschützt; denkmalgeschützt seit dem 17. 12. 1962 (Verf. frei nach Lit. H. Quietzsch, 1980)    

Quellangaben: Lit.: 1. Dr. G. A. Kuhfahl, 1928 s.o. S. 217, Nr. 123 u. Nachtrag zum Heimatschutzbuch 1928 (1936) S. 38, Nr. 135, 2. H. Quietzsch, 1980 s.o. S. 93, Nr. 48 Kleinsermuth, Ot v. Sermuth, Kr. Grimma, Mbl. 4842 (44), S 22,05 / O 9,35 m. Abb. 64 (Kopie)(Gebietsreform 2008/11), daraus: 3. Kuhfahl, 1914, S. 226, Nr. 103/1918, Nr. 103, 4. H. Quietzsch, 1952 s.o. Bl. 4, 5. H. Kaufmann-H. Quietzsch s.o. S. 48, 6. Steinkreuz s.o. 1966, S. 340/1970, S. 70

Internet: 1. ...wikipedia.org-wiki-Liste der Bodendenkmale in Colditz: besonderer Stein, Steinkreuz, Spätmittelalter, südlich des Orts, südwestlich an der Straße nach Colditz, am Abzweig nach Collmen, Schutz seit 17. Dezember 1962 o. Abb.

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