standort koenigsweg - rueckenlinie alte schmacht

Flecken Bodenfelde, OT Nienover, Ortslage Amelith, Lkr. Northeim, ca. 2 km nördl. des Ortes auf dem Höhenzug ‘Alte Schmacht’, 20 m südl. am Königsweg (Rückenlinie)

kreuzstein amelith andere seite kreuzstein amelith andere seite

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Obertägige Maße: A: l. H. 0,87 m, Br. 0,45, T. 0,15, B: H. 0,98, Br. 0,51, T. 0,19 (roter Sandstein)

beide Kreuzsteinplatten etwa rechteckiger Form mit randumlaufenden Beschädigungen, wohl das Werk desselben Steinmetzen, zeigen die tief eingerillte Darstellung eines lat. Balkenkreuzes, dessen Enden bis an die Ränder reichen; ca. 10 cm unter den Kreuzarmen des größeren Steines unterbricht der Schaft die noch erkennbare Darstellung einer Feineinrillung einer messerähnliche Waffe, die hauptsächlich unter dem linken Kreuzarm verläuft; die unterschiedliche Größe sowie das Beieinanderstehen, Ausdruck der Zusammengehörigkeit, scheinen die sagenhaften Überlieferungen zu bestätigen, nach denen hier ein reiches Kaufmannsehepaar von Wegelagerern ausgeraubt und ermordet wurde (Schulchronik Schönhagen); eine weitere Sage berichtet von zwei Bursfelder Mönchen, die von ihrem Abt in der Zeit der Klostersittenverwilderung zur Abtei auf der Krukenburg bei Karlshafen gesandt wurden, um die dortigen Mönche von ihrem ausschweifenden Lebenswandel zu bekehren; die Gesandten wurden freundlich aufgenommen, reich bewirtet und ihnen sicheres Geleit über den Solling zu einem anderen Kloster zugesichert, doch auf dem Hünenberg (Alte Schmacht) wurden sie von ihren Begleitern verprügelt und hilflos liegen gelassen, worauf sie starben; weiter soll ein Schönhagener Mann namens Grebe die Steine als Trittsteine in sein neues Haus geholt haben; nachts glühten und rumorten die Steine, worauf er sie zurückbrachte; schliesslich, nach dem Volkskundler Heinrich Sohnrey (*19. 6. 1859 Jühnde, +26. 1. 1948 Neuhaus/S.) soll hier der Fürst von Fürstenhagen auf dem Wege zu einer ehemaligen Schönhagener Wallfahrtskirche erschlagen worden sein (Verf. frei nach Lit. O. Ruhlender, 2010)

nach Angaben des ehem. Pastors Jeremias, Schönhagen (i. Amt bis 1964), wurden die Kreuzsteine zweimal vom (jeweiligen) Standort entfernt, wobei es zweifelhaft ist, ob sie derzeit an ihrem ursprünglichen Platze stehen - der erste Abtransport erfolgte im Zuge des Baues der Ahlebrücke nordwestl. von Schönhagen (1903 beim Bau der Straße nach Steinborn), mussten aber sogleich wieder zurückgebracht werden; 1910/11 wurden die Kreuzsteine als Bordsteine zum Bau eines Hauses zweckentfremdet, wobei der Transport von einem Fuhrmann namens Groffmann durchgeführt wurde, der in der Oberförsterei Neuhaus beschäftigt war; der einstige Standort der Steine könnte eventuell aus der ältesten Solling-Jagdkarte von Johannes Krabbe 1603 hervorgehen, in die Steine eingezeichnet sind      (Lit. O. Ruhlender, 2010)   

ein ursprünglicher Standort beider Denkmale am sog. ‘Königsweg’, regional auch ‘Rückenlinie’ genannt, kann unbedingt in Betracht gezogen werden, weil es sich dabei um eine wichtige Altstraße von großer Bedeutung handelt - die Namensgebung kommt von daher, dass hier die alte Heerstraße über den Solling bereits den deutschen Kaisern als Reiseweg von der Paderborner Pfalz (Dom) über Höxter nach der Pfalz Grona bei Göttingen diente; sie führte regional von der sog. ‘Uslarschen Spitze’ von der Fürstenberger Allee den Schmandbornweg hinunter, vier Kilometer südwestl. von Neuhaus quer durch das Wiesental hinauf zum Höhenweg Alte Schmacht-Rückenlinie (Verf. frei nach Lit. O. Ruhlender)

Quellangaben: Lit.: 1. Werner Müller-E. H. Baumann, Kreuzsteine und Steinkreuze in Niedersachsen, Bremen und Hamburg, Hameln 1988, S. 218-219, Nr. 4223.1/2 daraus: 2. J.-U. Görlich, Kreuzsteine, Mordsteine, Galgensteine, Stadtoldendorf 1976, S. 16, 37, 3. A. Hoffmann, Die mittelalterlichen Steinkreuze, Kreuz- und Denksteine in Niedersachsen, Hildesheim/Leipzig 1935, S. 6, 39, 4. J. Jünemann, Kreuzdenkmale im südl. Niedersachsen, Wunstorf 1984, S. 207-208, 5. Heinrich Jüttner, Die Kreuzsteine auf dem Hühnenberge im Solling, in: Die Spinnstube, Nr. 13, Göttingen 1926, S. 201-203, 6. W. Kalthammer, Das Kleindenkmal, 5. Jg., Nr. 8, Trebur 1981a, S. 1, 7. O. Ruhlender, Denksteine und Denkmäler im Solling, Holzminden 1978, S. 89, 94

8. Otfried Ruhlender, Denksteine, Denkmäler und Kreuzsteine im Solling, 2. Aufl. Neuhaus/S. 1978 u. 3. Aufl. 1985, S. 156-157 m. Abb.; 9. O. Ruhlender (+), Denksteine im Solling, 5. Aufl. Holzminden 2010, S. 209-211, Nr. 5.4 m. Abb., daraus: 10. Karl Jünemann, Herbstwanderung im oberen Ahletal, in: Sollinger Heimatblätter, Nr. 16, 1927 S. 5-8, 11. Heinrich Jüttner, in: Spinnstube Nr. 13, 1926, 12. Heinrich Sohnrey, Tchiff tchaff toho, Geschichten aus dem Sollinger Walde, Berlin 1929, S. 241-243, 13. Horst Weinreis, Wege, Steine, Gräben, in: Sollinger Heimatblätter 2008, H. 1, 14. Gertrud Witt, Uslar. Amt und Festung, Uslar 1981, S. 160, 15. Wander- u. Hinweistafel am Wanderparkplatz Amelith

kopie lit. o. ruhlender 2010
grebe-denkstein amelith
standort detail inschrift

Amelith C: nördl. des Ortes weglos im Bergwald ‘Amelithshalbe’, vom Friedhof (oberes Ende Apfelstr.) Wanderweg ca. 1,3 km nach Norden (links) folgen bis zur sog. Haarnadelkurve (Wegeinmündung mit Ruheplatz), rechten Weg ca. 100 m weiter und nach rechts steil bergauf ca. 150 m, ‘Grebe-Denkstein’

Maße: Höhe 1,13 m, Br. u. 1,20, T. u. 0,25, der spitz zulaufende Bruchsteinblock aus Sandstein bezeichnet die Unglücksstelle, an der Haumeister Karl Grebe am 25. Januar 1949 zu Tode kam; am 2. Februar 1899 in Schönhagen geboren, begann er als 14-jähriger Bursche im Revier Polier eine Ausbildung als Waldarbeiter; als Unteroffizier im 1. Weltkrieg erhielt er wegen besonderer Tapferkeit das Eiserne Kreuz verliehen und kehrte nach dem Krieg wieder in seine Berufung dem Walde zu dienen zurück; die Teilnahme am 2. Weltkrieg blieb ihm erspart

an jenem verhängnisvollen Wintertage 1949 war er im Revier Amelith, Abt. 280a, des Forstamtes Winnefeld (unter Revierförster Otto Ebel) damit beschäftigt eine am Steilhang liegende mächtige Buche zu vermessen, als sich plötzlich der schwere Stamm in Bewegung setzte und Grebe überrollte, der einige Tage später im Göttinger Krankenhaus seinen schweren Verletzungen erlag; er hinterliess Frau und drei Kinder; Freunde und Kollegen setzten am Platze den Gedenkstein (Verf. frei nach Lit. O. Ruhlender, 1985/2010)

Quellangaben: Lit.: 1. O. Ruhlender, 1985, S. 36-37 m. Abb u. Lagaplan, daraus: mündl. Auskunft von Forstamt Uslar, Forstamtmann HorstWeinreis, Nienover, 2. O. Ruhlender (+), 2010, S. 24-25, Nr. 1.10 Grebe-Denkstein, m. Abb. aus 1917 v. Grebe, Walter, Schönhagen (Kopie) u. Lageplan, daraus: mündl. Grebe, Walter, Sohn u. H. Weinreis

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